11/04/2025 0 Comments
Sorglose Momente trotz allem
Sorglose Momente trotz allem
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Sorglose Momente trotz allem
Viele sind besorgt. Du hörst es in Gesprächen in der Bahn und beim Blick in das Gesicht einer altgewordenen Freundin. Wie soll das weitergehen-hierzulande und mit der Welt? Wie kann es weiter gehen, wenn sich das Recht des Stärkeren immer wilder gebärdet und zu gewinnen scheint. Mancher spricht es unumwunden aus: „Ich habe Angst.“ Nun kann man dem gleich widersprechen und sagen: Anderen geht es schlechter. Man kann versuchen auf das schöne Frühjahr und die ersten Narzissen verweisen. Man kann aber auch, und das ist besonders anstrengend, es so stehen lassen und es damit gelten lassen. Ja, wir machen uns Sorgen.
Umso schöner, wenn es daneben auch die anderen Momente gibt. Sie sind oft unspektakulär. Man muss sich manchmal selbst ermahnen, sie überhaupt wahrzunehmen. Die Augenblicke und Tage, in denen wir sorglos sind. Ich sammle in diesen Zeiten solche Momente, die mir vor Augen halten, was gelingt und einfach aufatmen lässt. Einige waren es in dieser Woche: Gegenüber hat der Eismann nach der Winterpause wieder aufgemacht und das hat sich rasch in der Nachbarschaft herumgesprochen. Und durch ein Fenster sehe ich in eine Wohnstube hinein, ein Mann wiegt ins einen Armen ein Baby in den Schlaf. Auf dem Wochenmarkt sind viele Leute, Alte und Junge, mit ihren gefüllten Körben unterwegs, aus denen die Primeln bunt leuchten.
Was zählt das schon, aufs Ganze gesehen? So mag der Skeptiker fragen. Manchem mag das banal erscheinen Was ändert das am Lauf der Welt? Nichts oder alles? Wie würden Sie, so gefragt, antworten.
Es ist Passionszeit –Leidenszeit. So fühlen sich diese Frühlingstage jetzt auch an, inmitten der bedrohlichen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Es ist Passionszeit im Kirchenjahr. Von außen betrachtet geht es bergab: Jesus leidet. Er geht seiner Verurteilung und Kreuzigung entgegen. Aber auch hier ist der andere Teil der Geschichte mit zu erzählen: nach drei Tagen Grabesruhe kommt neues Leben. Leiden und Tod auf der einen Seite, Leben und Hoffnung auf der anderen Seite.Beides gehört zusammen, beides können wir ernst nehmen. Es kann uns helfen, diesem Weg Jesu nicht auszuweichen. Es kann uns helfen, Leidenswege ernst zu nehmen und dennoch neue Hoffnung für diese Welt und das eigene Leben zu finden.
Theresa Rinecker, Generalsuperintendentin
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