Gedanken zum Wochenende

undefined

Prüft alles und behaltet das Gute

Die christliche Jahreslosung für 2025 bietet Möglichkeiten über unsere gesellschaftlichen Grundlagen zu sprechen.

Von Pfarrer Friedemann Düring, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit im Kirchenkreis Zossen-Fläming

Der Jahreswechsel steht mal wieder an. Für die meisten von uns, ist das die Gelegenheit noch mal zurückzuschauen, aber auch schon auf das Kommende zu blicken. Zeit eine Art Bilanz zu ziehen: Was ist gelungen, was hätte besser laufen können? Worüber lohnt es sich dankbar, zu sein?

Der Blick zurück: Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, ich fand, es war wieder einmal ein ziemlich aufregendes, in manchen Dingen auch beängstigendes Jahr. Und das, was zuletzt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt passiert ist, lässt auch mich sprachlos und entsetzt zurück.

Ich hatte in diesem Jahr manche Gespräche, die mich sehr nachdenklich zurückgelassen haben. Die gingen dann etwa in die Richtung: Die Kirche müsse sich doch mehr Seelsorge kümmern, das Evangelium predigen und sich vor allem aus der Politik raushalten.

Richtig an diesem Wunsch ist: Kirche ist keine politische Partei und darf sich auch nicht von ihr vereinnahmen lassen. Aber der christliche Glaube und die biblischen Traditionen haben immer auch politische Dimensionen. Oder sagen wir es anders: Christliche Glaube mischt sich ein in gesellschaftliche Belange.  

Grundlage sind dabei nicht irgendwelche überirdischen Inspirationen, sondern die biblischen Überlieferungen, die auf Erfahrungen von Menschen mit der anderen Dimension des Lebens gemacht haben (Egal ob wir die als Gott oder Kraft bezeichnen). Im Menschen und Juden Jesus werden diese am sichtbarsten.  Diese sind Leitlinien christlichen Handelns.

Das christliche Menschenbild ist geprägt von der Würde eines Jeden und einer jeden Einzelnen, als ein von Gott geschaffenes und mit seinem Geist ausgestattetes Wesen. Das verpflichtet und Toleranz, der Bejahung von Lebensvielfalt und -entwürfen fort. Hinzu kommen die Prinzipien der Nächsten- und Feindesliebe, die auch in der Selbstaufgabe münden können.

Wenn Sie jetzt denken, dass doch auch die Verfassung, also das deutsche Grundgesetz solche Prinzipien beinhaltet, liegen Sie gar nicht falsch. Diese Traditionen wirken darin fort, sind aber nicht eins zu eins dasselbe. Denn ein Staatswesen muss die Belange aller Bürgerinnen und Bürger im Blick behalten, sofern es demokratisch organisiert ist.

Wir erleben inzwischen, dass dies nicht mehr von allen so gesehen wird. Das mag man bedauerlich finden, ich möchte aber nicht in den Chor derer einstimmen, die deshalb das Rad zurückdrehen wollen.

Ich bin überzeugt, das wird nicht gelingen. Vielmehr sehe ich die Herausforderung, neu auszuhandeln, wie wir zusammenleben wollen. Dazu zählt dann auch, zu prüfen, was gut für die Menschen und gut für die Gesellschaft ist, was Gemeinsinn und Mitmenschlichkeit fördert und was nicht.

Da passt doch die Jahreslosung für 2025, gewählt von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen ganz gut: „Prüft alles und behaltet das Gute“, rät der Apostel Paulus (1. Terssalonicherbrief). - Gilt für Christenmenschen und Nichtchristen genauso, oder?

Eine Prüfung erfordert auch sicherlich immer wieder den Blick in den Rückspiegel auf die Grundlagen, vor allem aber in die Zukunft, auf das was dem Menschen dient. Egoismus, Ausgrenzung und Gewalt gehören dazu sicherlich nicht.  Und ich finde, eine plurale, auch auf christlichen Werten basierte Sicht der Dinge ist dabei nicht unbedingt die schlechteste. Auf jeden Fall würde viel verloren gehen, gäbe es das Engagement vieler Christinnen und Christen für Demokratie und zentrale Menschenrechte nicht.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gutes Jahr 2025!

 

P.S.: Die "Gedanken zum Wochenende" werden leider mit Beginn des Jahres 2025 bei der Märkisch Allgemeinen Zeitung eingestellt. - Wir arbeiten intern an einer Lösung, um Ihnen auch unabhänig der MAZ solche Impulse und Nachdenkliches zu aktuellen Themen anbieten zu können.